Tausende demonstrierten in Schönefeld gegen Fluglärm

Justitia wird vor dem Flughafen Schönefeld attackiert. (Foto: Jörg Levermann)
Justitia wird vor dem Flughafen Schönefeld attackiert. (Foto: Jörg Levermann)

Schönefeld. Wie ein Lindwurm bewegte sich am vergangenen Sonnabend (12.3.2011) der Demonstrationszug von der Dorfkirche in Schönefeld über die Mittelstraße (B 96a). Das Bündnis gegen neue Flugrouten, dem 14 Bürgerinitiativen, darunter die Bürgerinitiative Zeuthen gegen Fluglärm angehören, hatte zum Protestumzug direkt Flughafen aufgerufen. Mit dabei waren zahlreiche Aktivisten des Bürgervereins Brandenburg-Berlin und weiterer Bürgerinitiativen aus Berlin und den Umlandgemeinden. Nach Angaben von Polizeipressesprecher Jens Quitschke waren es etwa 6.000, nach Schätzungen der Veranstalter rund 9.000 Demonstranten.

Mit Samba gegen Fluglärm

Die Samagruppe Terra Brasilis von der ufaFabrik Berlin sorgte als kleinere Besetzung mit ihren Rhythmen für gute Stimmung bei den Protestierenden. Sehr stark vertreten war die Bürgerinitiative Zeuthen gegen Fluglärm. Dabei hatten sie sich eine fantasievolle Aktion einfallen lassen: Als Ministerpräsident Platzeck und als Regierender Bürgermeister Wowereit verkleidete Aktivisten attackierten Justitia mit aufgeblasenen Spielzeugflugzeugen der Fluglinie airberlin. „Ich brauche Schutz vor dem Lärm der Menschen, die ich mit falschen Flugroutenplänen hereingelegt habe, damit ich mich in Ruhe um die Wirtschaftlichkeit meines Großflughafens kümmern kann, kommentierte ein als Wirtschaftsboss Kostümierter das karnevalistisch wirkende Geschehen im Protestzug.

Klaus Schulze aus Kladow, mit einem Modellflugzeug auf dem Kopf, machte vor dem Hintergrund des drohenden Atom-GAU in Japan darauf aufmerksam, dass der Versuchsreaktor des Helmholtz-Zentrums in Berlin-Wannsee häufiger von in Schönefeld startenden Flugzeugen überflogen werde. Dies könne im Internet auf der Website der Deutschen Flugsicherung überprüft werden.

Kein internationales Drehkreuz

„Wir sind gegen ein internationales Drehkreuz in Schönefeld. Wir sind gegen den Nachtflug und wollen – so wie es im Planfeststellungsbeschluss festgelegt wurde – einen regionalen Flughafen mit nicht mehr als zehn Prozent Umsteiger“, sagte Matthias Schubert von der Bürgerinitiative Kleinmachnow auf der Abschlusskundgebung an der Fasanenpromenade. Künftig wolle man keine Rücksicht mehr auf die Belange des Flughafens nehmen und wöchentlich in Schönefeld im direkten Umfeld des Flughafens demonstrieren. Im Wechsel würden die Initiativen die Demonstrationen organisieren. Den Anfang werde die Bürgerinitiative Zeuthen gegen Fluglärm machen.

„Mit rund 9.000 Demonstranten setzen wir ein Zeichen, dass die Politik ernst nehmen sollte. Das sind mehr Demonstranten als Fluggäste an diesem Tag“, erklärte Markus Peichl, Sprecher des Bündnisses gegen neue Flugrouten und der Bürgerinitiative Weltkulturerbe Potsdam. „Es geht nicht um Flugrouten, sondern darum, welchen Flughafen wir bekommen werden. Der BBI soll nur wie angekündigt betrieben werden, nämlich mit 220.000 bis 360.000 Flugbewegungen im Jahr“, fügte er hinzu. Die Politik hingegen wolle in Wirklichkeit bis zu 600.000 Flugbewegungen durchsetzen. Wenn die Betreiber ihre Pläne durchsetzten, bekäme Jeder in der Region den Fluglärm ab. Gemessen an dem Leid der Menschen in Japan durch das Erdbeben und den Tsunami seien die Probleme um den BBI jedoch eher klein, schloss Peichl die Kundgebung und rief zum schweigenden Gedenken der Opfer auf.

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