Landkreis stellte Studie zur Bahnquerung vor – Brücken sind kostengünstiger

Region. „Wir hatten schon immer die Problematik mit der Bahnüberquerung. Das wird sich mit der Inbetriebnahme des Flughafens noch weiter verschärfen“, sagte Landrat Stephan Loge (SPD) vergangenen Donnerstag bei der Informationsveranstaltung über eine aktuelle Studie über mögliche Brücken oder Unterführungen der Bahnlinie, die Eichwalde, Zeuthen und Wildau teilt. Es gehe aber vor allem auch um die Grundlagen der Daseinsvorsorge, also Krankenwagen, Polizeieinsätze und Einsätze der Feuerwehr, die durch lange Wartezeiten an den Schranken behindert werden.

Mit 38.000 Euro finanzierte der Landkreis die nun vorgestellte Studie. Berthold Pohl, Mitarbeiter der Firma BEV-Ingenieure, welche das Gutachten erstellte, zeigte, dass die derzeitigen Bahnübergänge an der Friedenstraße in Eichwalde und in Zeuthen am Forstweg die besten Standorte für eine mögliche Überquerung der Bahnlinie ohne Schranken seien. Insgesamt standen vier Alternativen zur Auswahl. Beim Vergleich der Kosten, von Tunnel und Brücke, seien Überführungen deutlich günstiger.

Egal, was kommt, ob Brücken oder Tunnel, die Bahnquerungen in Zeuthen und Eichwalde werden das Ortsbild der Gemeinden verändern.

Schon jetzt gebe es Konfliktpotenzial in Alt-Schulzendorf und in der Ortsdurchfahrt Waltersdorf, an der L 400 und weiteren Kreisstraßen. Zwar gebe es eine gute Nord-Süd-Verbindung über L 401 und auf Westseite L 400 und A 113. Jedoch sei die Verbindung ungünstig und führe bei Rettungseinsätzen zu dramatischen Zeitverzögerungen, erklärte Ingenieur Pohl. Durch die Bahnlinie werde das Gebiet regelrecht zerschnitten. Es gehe nicht nur um die Überquerung der Bahnlinie, sondern auch um die Einbindung in das vorhandene Straßennetz, stellte er heraus. In der Studie seien 44 km Trassen für Straßen untersucht worden, 13 km gelten als nicht realisierbar.

Derzeit überqueren täglich rund 5.300 Fahrzeuge die Bahngleise am Übergang Forstweg in Zeuthen. Etwa 5.600 sind es in der Eichwalder Friedenstraße. Das Verkehrsaufkommen werde in den nächsten Jahren noch auf schäztungsweise 6.100 beziehungsweise 6.560 Fahrzeuge täglich zunehmen. Die Zunahme des Straßenverkehrs gehe einher mit dem zu erwartenden Wachstum der Bevölkerung in Zeuthen, Wildau, Eichwalde, Schulzendorf und Schönefeld bis zum Jahr 2030, so Pohl. Selbst bei einer gleichbleibenden Entwicklung der Bevölkerungszahlen sei mit einer Zunahme des Verkehrs von mindestens 20 Prozent zu rechnen.

Schon heute kommt es durch lange Schließzeiten – in der Summe sind das bis zu 30 Minuten pro Stunde – zu Staus an beiden Bahnübergängen. Der vorhandene Raum dafür reicht oft nicht aus. „Wir Sehen darin ein riesen Sicherheitsproblem“, sagte Pohl.

Skizze des möglichen Verlaufs der Brücke an der Friedenstraße (Karte: Open Streetmap, Creative Commons BY-SA 2.0)
Skizze des möglichen Verlaufs der Brücke an der Friedenstraße (Karte: Open Streetmap, Creative Commons BY-SA 2.0)

Aus den möglichen Trassen zur Anbindung an die Fernverkehrsstraßen und an den Flughafen Schönefeld habe man bevorzugte Trassen heraus gearbeitet. Demnach gelten Eichwalde und Zeuthen die geeignetsten Standorte für die Querungen der Bahnlinie. Dabei kalkulierten die Ingenieure auch die Kosten beider Varianten, also von Tunneln und Brücken. Demnach würde die Brücke an der Friedenstraße etwa 6,8 Mio. Euro und die Brücke am Forstweg in Zeuthen rund 6,4 Mio. Euro kosten. Finanziert werden die Querungen zu jeweils einem Drittel von der Deutschen Bahn, dem Bund und dem Straßenbaulastträger, also dem Kreis. Für den Kreis bedeutet dies, dass er etwa 4,4 Mio. Euro allein für die Brücken an beiden Standorten zu tragen hätte. Weitere Kosten in Millionenhöhe entstehen durch die Anbindung an das Straßennetz in der Region. Allerdings muss auch die Gemeinde Eichwalde mit Kosten womöglich in Millionenhöhe rechnen.

„Für Geh- und Radwege wird die Gemeinde etwa ein Drittel von dem zahlen, was der Kreis zu tragen hat“, sagte Bürgermeister Bernd Speer. Das sind etwa 755.000 Euro. Der Bau werde aber auch im kommunalen Straßennetz erhebliche Folgekosten verursachen, es sei realistisch im Millionenbereich zu rechnen, so Speer. „Sicherlich könnten wir solche Investitionen nicht Zeitgleich realisieren, wenn wir uns gerade mit den Rampen am Bahnhof beschäftigen“, sagte der Bürgermeister.

Ziel der Studie war es, aus Sicht des Landkreises eine Diskussion in den kommunalen Gremien und mit den Bürgern anzustoßen. Überführungen in Zeuthen und Eichwalde wird es aber voraussichtlich nicht in nächster Zukunft geben. Ob mit der konkreten Planung begonnen wird, hänge vor allem auch von der Deutschen Bahn ab, so Speer. Auch vor dem Hintergrund der Kürzung von Fördermitteln auf Landesebene mache es noch schwieriger einen zeitlichen Horizont für die neue Bahnquerung auszumachen.

In der offenen Diskussion bemängelten einige Bürger, dass in der Studie zu wenig auf mögliche Tunnelbauwerke eingegangen wurde und dass stattdessen die reine Sicht nach Kostengesichtspunkten im Vordergrund stand.

Sven-Olaf Moch, Gemeindevertreter aus Eichwalde (WIE) wollte wissen, auf welche Messungen sich die Schließzeiten der Schranken berufen. Durch den Ausbau der Strecke Berlin-Cottbus habe man noch keine neuen Messungen machen können und daher die Zahlen aus dem Gutachten von 2009 aufgebaut, erklärte Ingenieur Pohl. Er rechne aber dennoch mit einer deutlichen Zunahme der Schließzeiten. So schätzte auch Landrat Loge die künftige Situation ein.

Weitere Informationen:

  • Präsentation der Studie auf der Website des Landkreises Dahme-Spreewald

 

 

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