Diabetes in Brandenburg häufiger als im Bundesgebiet – Selbsthilfegruppe feierte in Eichwalde zehnjähriges Bestehen

Der Stich in die Fingerbeere für den Blutzuckertest gehört für viele Diabetiker zum Alltag. (Foto: Flickr, AlishaV, Creative Commons-Lizenz)
Der Stich in die Fingerbeere für den Blutzuckertest gehört für viele Diabetiker zum Alltag. (Foto: Flickr, AlishaV, Creative Commons-Lizenz)

Eichwalde. Rund 40 Mitglieder der Diabetes Selbsthilfegruppe Eichwalde und Gäste feierten am Mittwoch Nachmittag das zehnjährige Bestehen dieser Einrichtung. Derzeit hat die Selbsthilfegruppe, die dem Landesverband Brandenburg des Deutschen Diabetiker Bundes angeschlossen ist, 46 Mitglieder. Der Apotheker Konstantin Pritzel und der ehemalige Rechtsanwalt Siegesmund Kramer initiierten im Jahr 2002 die Selbsthilfegruppe. Von Beginn an ist Kramer Sprecher der Selbsthilfegruppe. Seitdem setzen sich die Betroffenen insensiv mit ihrer Krankheit auseinander. Ziel ist es, Folgeerkrankungen zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern. Dazu lädt die Selbsthilfegruppe Fachreferenten zu ihren monatlichen Treffen ein und organisiert Exkursionen zu Fachkliniken. „Inzwischen hat sich die Gruppe in 110 Veranstaltungen verschiedene Themen zu Diabetes und Gesundheitsvorsorge in Vorträgen von Ärzten, Therapeuten und Wissenschaftlern erarbeitet“, sagte Wilfried Helm, stellvertretender Sprecher der Selbsthilfegruppe. Bei den Veranstaltungen arbeitet die Gruppe oft mit Krankenkassen zusammen.

„Unsere Gruppe gehört in Eichwalde zu den aktivsten. Unsere Veranstaltungen und Exkursionen sind immer gut besucht, oft kommen 36 unserer 46 Mitglieder“, erklärte Siegesmund Kramer während der Feierstunde. Mehr als zehn Mitglieder seien älter als 80. Das belege, dass man mit Diabetes alt werden kann.

Auch sportlich ist die Diabetes Selbsthilfegruppe unterwegs. Seit sechs Jahren marschiert einmal wöchentlich die Nordic-Walking-Gruppe durch den Grünauer Forst. Inzwischen treffen sich bis zu 15 Mitglieder mit oder ohne Stöcke  jeweils montags um 9 Uhr am Grünauer Weg direkt am Grünauer Forst. Seit 2008 startet regelmäßig die Fahrradgruppe an der Alten Feuerwache Touren in die nähere Umgebung Eichwaldes. Bei vielen Gelegenheiten bemüht sich die Gruppe in die Öffentlichkeit zu gehen, um über Diabetes zu informieren, beispielsweise im Rahmen eines Gesundheitstages im Einkaufszentrum in Wildau.

Weltweit ist Diabetes mellitus, auch Zuckerkrankheit genannt, auf dem Vormarsch. In Deutschland leidet etwa 7,3 Prozent der Bevölkerung an dieser chronischen Krankheit. Das Tückische daran sind Folgeerkrankungen, beispielsweise Bluthochdruck, Nervenschädigungen und häufig auch Durchblutungsstörungen an den Füßen. Dadurch entstehen – volkswirtschaftlich gesehen – Kosten in Milliardenhöhe, die von Krankenkassen und damit von den Beitragszahlern getragen werden müssen. Laut einem Bericht über chronische Erkrankungen (2010) des Landesgesundheitsamtes liegt die durchschnittliche Häufigkeit im Land Brandenburg mit fast zehn Prozent deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt. Demnach könnten in Eichwalde bei derzeit 6.477 Einwohnern zwischen 470 und 630 Menschen leben, die an Diabetes leiden. „Dabei ist die Dunkelziffer relativ hoch“, sagte Elko Rouvel, Apotheker in Eichwalde, der die grobe Schätzung für Eichwalde bestätigte.

Häufig tritt die Krankheit mit zunehmendem Alter auf. Nach Informationen der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie des Universitätsklinikums Düsseldorf sind bundesweit schätzungsweise zwischen 16 und 23 Prozent der über Fünfundsechzigjährigen an Diabetes erkrankt. Aber auch junge Menschen erkranken immer häufiger. Mediziner schätzen falsche Ernährung und und Übergewicht als ein Hauptrisiko ein. „Unsere Selbsthilfegruppe sucht auch junge Betroffene, um Helfen zu können. Wir machen dann Termine zu Veranstaltungen, die auch für Schüler und Berufstätige passen“, sagte Wilfried Helm  gegenüber den Eichwalder Nachrichten. Mit Aufklärung könne man nicht früh genug anfangen.

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