Kolumne: Offener Brief an mein Email-Postfach

 

Liebes Postfach,

ich verstehe, dass die täglichen Verpflichtungen schon mal zu viel werden können, vor allem, wenn man sieben Tage die Woche ohne Wochenende oder Urlaub arbeiten muss. Ich respektiere auch dein Bedürfnis nach Ruhe, und falls ich etwas gesagt oder getan habe, was dich verletzt hat, tut es mir ehrlich leid. Vielleicht sage ich es dir nicht oft genug, aber ich brauche dich!

Es ist ja nicht so, dass ich von dir eine Sieben-Tage-Woche verlange, während ich mir ein schönes Leben auf der Couch mache. Und ich habe auch keine anderen Postfächer neben dir. Aber wir müssen reden. Es kann so nicht weitergehen; ich verlasse mich auf dich, vertraue dir, und du lässt mich einfach sitzen. Ich erreiche dich einfach nicht. Gehst du mir absichtlich aus dem Weg?

Wenn das so weitergeht, musst du dich nicht wundern, wenn ich mich irgendwann doch nach anderen Postfächern umgucke. Ich möchte dich nicht verlieren, aber wenn es zwischen uns nicht mehr klappt, ich mich nicht mehr auf dich verlassen kann, müssen wir vielleicht doch getrennte Wege gehen.

Liebes Postfach, bitte melde dich umgehend bei mir, damit wir unsere Probleme beilegen und gemeinsam weiter in die Zukunft starten können!

Deine Theresa

P. S.: Inzwischen habe ich dann doch meine Emailadresse zu einem anderen Anbieter gewechselt, da mein Postfach sich nicht mehr gemeldet hat und ich so einfach keine Zukunft mehr für uns gesehen habe.

 

Theresa Berg

Theresa Berg ist Kinderbuchautorin (Miro der Drache u. A.) und freie Lektorin, Übersetzerin und Sprachlehrerin aus Königs Wusterhausen.

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