Bahnübergang Südschranke: Tunnel, Brücke oder es so lassen, wie es ist? Planer, Verwaltung und Kommunalpolitiker diskutierten mit Bürgern

Marcel A. Hoffmann hatte eine ganze Reihe von Fragen zur Bahnquerung. (Foto: Jörg Levermann)
Marcel A. Hoffmann hatte eine ganze Reihe von Fragen zur Bahnquerung. (Foto: Jörg Levermann)

Eichwalde. Wenn der Flughafen BER im nächsten Jahr Ende Oktober eröffnet wird, rechnen Experten damit, dass der Bahn- und Straßenverkehr auch in Eichwalde deutlich zunehmen wird. Derzeit sind es rund 3.900 Fahrzeuge, welche die Bahngleise an der Friedenstraße, an der so genannten Südschranke, überqueren. Am Donnerstag stellten der Landkreis Dahme-Spreewald und das Planungsbüro BEV Ingenieure GmbH mögliche Lösungen vor. Gemeindevertreter und Bürgermeister Bernd Speer (parteilos) diskutierten mit Bürgern in der Radeland-Halle, ob ein Tunnel oder eine Brücke gebaut werden sollte, oder ob der Bahnübergang mit Schranke so bleiben soll, wie er ist. Rund 110 interessierte Bürger kamen zu der Veranstaltung.

Wie schwierig es ist, in Sachen Bahnquerung eine politische Entscheidung zu treffen, zeigte sich kürzlich in der Sitzung des Ausschusses für Ortsentwicklung. Die Gemeindevertreter gaben zwar die Empfehlung dass eine neue Querung gebaut werden soll, konnten sich aber in der Abstimmung keine Mehrheit für eine Brücke oder für einen Tunnel finden. Die Informations- und Diskussionsveranstaltung sollte vor allem die Meinungen der Bürger einbeziehen.

Verkehr auf Schiene und Straße wird in Eichwalde zunehmen

Bis zum Jahr 2030 könnte nach Einschätzung der BEV Ingenieure der Straßenverkehr an der Bahnquerung der Friedenstraße auf mehr als 7.400 Fahrzeuge zunehmen. Im Februar 2012 hatten Landrat Loge und das Planungsbüro BEV Ingenieure, das im Auftrag des Landkreises Dahme Spreewald eine Verkehrsstudie über mögliche Standorte für neue Bahnquerungen erstellte, in Zeuthen der Öffentlichkeit vorgestellt. Damals standen als mögliche Lösungen Brücken im Vordergrund. Inzwischen haben die Ingenieure geplant wie zwischen Friedenstraße und Stadionstraße ein Tunnels gebaut werden könnte und diese Option kalkuliert. Die Kosten für das Bauwerk, egal ob Tunnel oder Brücke, werden zu je einem Drittel vom Bund, dem Land Brandenburg und dem Landkreis Dahme-Spreewald getragen. Die Kosten für den Geh- und Radweg und Straßenbeleuchtung muss die Gemeinde Eichwalde tragen.

„In einer Machbarkeitsstudie haben wir zwei Varianten für einen Tunnel an der Friedenstraße erarbeitet“, sagte Sebastian Tölpe von BEV Ingenieure. Bei einer Variante könne die Zufahrt zur August-Bebel-Allee von der Friedenstraße aus erhalten bleiben. Allerdings müsse dazu ein Flurstück erworben werden. Die Kosten für diese Tunnelvariante bezifferte er auf etwa 20 Millionen Euro, die kostengünstigere Alternative mit 13 Millionen Euro. Bei einem Brückenbauwerk könnten alle Straßen erhalten bleiben. Vorgesehen ist eine sechs Meter breite Fahrbahn mit Geh- und Radweg sowie ein 75 Zentimeter breiter Notgehweg an der südlichen Straßenseite. Die Grundstücke an der Friedenstraße 1-3 benötigten neue Anbindung. Die Kosten dafür werden einschließlich Grundstückserschließungen auf rund 7,5 Millionen Euro.

Bleibt der Bahnübergang, gibt es noch längere Staus

Bleibt der Bahnübergang erhalten, sei mit einer Staulänge von 198 Metern zu rechnen. Denn der Straßenverkehr wird nach Einschätzung der Ingenieure weiter zunehmen, ebenso Bahnverkehr. Daraus leiteten die häufigere Schließzeiten der Schranke ab. Das sei insbesondere bei Rettungseinsätzen problematisch.

„Die Verwaltung ist der Auffassung, dass es zu einer neuen Querung kommen muss“, sagte Bürgermeister Bernd Speer. Dies sei eine Herausforderung für die nächsten Generationen. „Wir reden über einen Zeitraum von Jahren“, fügte er hinzu. Jetzt müsse man aber Grundlagen dazu schaffen, in welche Richtung es gehen solle.

„Keine Lösung wird einen Schönheitswettbewerb gewinnen können und sich positiv ins Ortsbild einfügen“, sagte Gemeindevertreter Martin Kalkoff von der Fraktion Linke/Siedler und Hausbesitzer. Ein Tunnel sei für ihn für keine optimale Lösung, auch wenn Zeuthen für sich einen Tunnel bevorzuge.

Dieter Grabow erklärte, dass der Stau in der Friedenstraße oft heute schon bis Puschkinallee reiche und in der Stadionstraße fast nach Schulzendorf. „Ich bin nicht für eine Brücke, weil die Grundstücke der Anwohner dann nichts mehr Wert sind“, erklärte der Gemeindevertreter der CDU/FDP-Fraktion. „Wir wollen dafür sorgen, dass eine städtebaulich vertretbare Lösung gefunden wird“, pflichtete ihm Fraktionskollege Jürgen von Meer bei. Er halte einen Tunnel für die bessere Lösung.

Bärbel Schmidt (SPD) bemängelte in ironischem Ton, dass erst zehn Monate, nachdem die erste Studie vorgestellt wurde, die Bürger informiert werden. Sie gab zu bedenken, dass das Verkehrsaufkommen durch den neuen Hauptstadtflughafen BER, durch das Wachstum der Bevölkerung und den zunehmenden Güterverkehr zum Flughafen und in Richtung Osten zunehmen werde. „Das bedeutet, dass wir mit 50 Prozent Schließzeiten je Stunde zu rechnen haben. Die Fahrzeuge stehen zwei bis sieben Minuten lang“, hob die Kommunalpolitikerin hervor. Auch aus Gründen des Katastrophenschutzes und Wartezeiten von Rettungsfahrzeugen müsse eine Entscheidung getroffen werden. Lebensqualität und Menschenleben dürften her nicht gegeneinander aufgerechnet werden. Der Landkreis habe bereits 8,3 Millionen Euro in den Haushalt bis 2018 eingestellt. „Jetzt liegt jetzt an uns, Nägel mit Köpfen zu machen. Wir sollten uns nicht mehr allzuviel Zeit damit lassen“, drängte Schmidt.

Mit Blick auf die Umfrage bei der Eichwalder Bevölkerung erklärte Britta Arnold von der WIE-Fraktion: „Mit 176 Antworten, ist die Umfrage nicht repräsentativ, 2.500 Faltblätter wurden an die Haushalte verteilt.“ 22 Prozent hielten es für dringend erforderlich eine Bahnquerung in Angriff zu nehmen. Etwa 75 Prozent sähen dagegen dringlichere Projekte im Ort. „Derzeit liegen keine Verlässlichen Zahlen vor, wie sich Bahnverkehr entwickeln wird“, bemängelte Arnold. Daher sei es Schwierig, jetzt schon eine Entscheidung zu fällen.

Birgitt Klunk (Bündnis 90/Grüne) machte deutlich, dass es sich bei der Brücke um ein monumentales Bauwerk mit einer Gesamtlänge von360 Metern und einer Höhe von acht bis neun Metern handeln wird. Allein durch Optimierung der Schließzeiten könne die Situation verbessert werden. „Zeuthen hat sich für Tunnel entschieden. Daher ist es fraglich, ob wirklich in beiden Orten eine neue Querung geschaffen werden muss. Geld ist nur für ein Bauwerk in den Haushalt des Kreises eingestellt“ sagte Klunk. Sie würde im Zweifel aber eher für eine Tunnellösung votieren.

Peter Springer, Bürger aus Eichwalde, pflichtete Klunk bei, es könne nicht sein, dass bei Rettungseinsätzen sieben Minuten an einer Schranke gewartet werden müsse. Ein weiterer Bürger erzählte, dass er sogar schon zwölf Minuten vor der Schranke gewartet habe.

„Wir brauchen einen Tunnel“, sagte Helmut Munkow. Dieser beanspruche die geringste Fläche. Eine Brücke würde das Landschaftsbild Eichwaldes vernichtend beeinflussen. Der Autoverkehr habe sich in vergangenen Jahren nahezu verdoppelt, obwohl die Bevölkerung in Eichwalde im gleichen Zeitraum kaum gewachsen sei, gab Alf Hamann zu bedenken und schloss daraus, dass es sich um überregionale Verkehrsströme handele. Er plädiere dafür, dass Umgehungsstraße gebaut wird. Dem widersprach Dietmar Licht vom Gebäudemanagement des Landkreises Dahme-Spreewald. Es habe sich heraus gestellt, dass eine gemeinsame Querung wegen des Naturschutzgebietes in Zeuthen und aus wirtschaftlicher Sicht nicht möglich sei. Im übrigen sei es nicht der überregionale Verkehr, sondern hauptsächlich Ziel- und Quellverkehr der in Eichwalde und Nachbarorten zu erwarten sei. Hauptsächlich seien dabei die Ost-West-Achsen zu betrachten.

Herbert Boeck hielt eine Brücke für kritisch, sie füge sich nicht ins Ortsbild ein, er wolle einen Tunnel. Es sei nun zu spät, den Verkehr um Eichwalde herum zu führen.