Mord an Schülerin in Eichwalde: Prozess zieht sich in die Länge

Ein Stapel Gerichtsakten im Prozess um den Mord an Alyssa aus Eichwalde
Umfangreiches Aktenmaterial enthält unter anderem die Ergebnisse der Ermittlungen der Kriminalpolizei im Mordfall Alyssa. (Foto: Jörg Levermann)

Cottbus/Eichwalde. Am Freitag wird der Prozess um die in Eichwalde ermordete 14-jährige Schülerin Alyssa fortgesetzt. Dann kommen eine Notärztin, Rettungssanitäter und wenn möglich ein Gutachter der Justizvollzugsanstalt zu Wort. Das Beweisverfahren zieht sich in die Länge, da der Angeklagte Maurice M. aus Lohmar noch immer zu den Tatvorwürfen schweigt. Mit einem Urteil in diesem Jahr ist nicht mehr zu rechnen. Die Beweislage scheint erdrückend. Jedoch muss das Gericht die Hintergründe der grausamen Tat vom 18. November 2013 aufklären und sich ein möglichst genaues Bild vom Angeklagten machen, damit die Richter über das Strafmaß entscheiden können. Seit 18. August 2014 muss sich der heute 21-Jährige vor der Jugendstrafkammer des Landgerichts Cottbus verantworten.

Realschullehrer: „Man hat Maurice als Persönlichkeit überhaupt nicht wahrgenommen.“

Als extrem still und kommunikationsgestört beschrieb vergangene Woche Freitag ein früherer Lehrer des Angeklagten Charaktereigenschaften des Schülers. Er unterrichtete Maurice M. von der 5. bis zur 10. Klasse. Als Persönlichkeit habe man ihn überhaupt nicht wahrgenommen, so der Zeuge. Er erklärte, dass er sich als Jugendlicher kaum weiterentwickelt habe, keinerlei Interessen gezeigt habe, sich lediglich für Computer interessierte. Im Winter 2009/2010 habe er vier bis sechs Wochen unentschuldigt gefehlt. Der Lehrer berichtete davon, später erfahren zu haben, dass Maurice M. mit dem Fahrrad nach Frankfurt gefahren sei, um eine Beziehung zu einem Mädchen aufzubauen, dass er im Internet kennengelernt habe.

Laut Aussage einer weiteren Zeugin, die M. über das Netzwerk Jappy kennengelernt hatte, habe er engeren Kontakt zu ihr gesucht, schrieb, dass er sie liebe. Sie ließ ihn jedoch abblitzen. Es habe keinen persönlichen Kontakt gegeben. Später habe er ihr mitgeteilt, dass er eine andere Beziehung habe. Am Vorabend des Mordes habe M. ihr geschrieben, dass Alyssa auf Druck der Mutter die Beziehung beendet habe und er sich deshalb umbringen wolle.

Angeklagter hinterließ Abschiedsbrief im Hotel

Bereits am neunten Prozesstag berichteten Polizistinnen und Polizisten der Mordkommission ihre Erkenntnisse. Demnach geht aus dem Abschiedsbrief, den Maurice M. in einem Hotel in Berlin-Grünau hinterlassen hatte, hervor, dass er nicht nur sich selbst das Leben nehmen wollte, sondern auch Alyssa töten wolle.

Vermutlich habe der Täter auf seinem Opfer gekniet, als er auf sie einstach, erklärte eine Kriminalpolizistin. Zwar ließe sich das nicht mit Sicherheit feststellen, ließe aber erkennen, mit welcher Gewalt der Täter zugestochen habe.

Die Kriminaltechniker hatten auch die Kommunikation zwischen dem Angeklagten und Alyssa unter die Lupe genommen. Demnach hatten sie sich im Mai 2013 in dem Netzwerk kennen gelernt und den Kontakt im August vertieft. Anfang Oktober besuchte der Angeklagte Alyssa in Eichwalde und hatte danach beinahe täglich Kontakt zu dem Mädchen. Am Tag vor dem Mord habe er vorgetäuscht, unterwegs nachhause zu sein. Tatsächlich hatte er sich aber das Hotelzimmer in Grünau genommen.

Ein Kriminalbeamter aus Königs Wusterhausen erzählte von einem Gespräch mit dem Angeklagten. Maurice M. habe ihm erzählt, wie der Alyssa kennen gelernt habe. Er habe während des Gesprächs einen ruhigen Eindruck gemacht und sei keineswegs verwirrt gewesen. Zwar habe M. öfter den Begriff der Sozialphobie benutzt, aber nicht erklärt, was er damit meine. Als das Gespräch auf den Tathergang gelenkt wurde, sei ihm der Angeklagte immer ausgewichen, habe gezeichnet. Der Angeklagte habe auch um Papier gebeten. Darauf habe er notiert, dass er nicht begreifen könne, warum Alyssa habe sterben müssen. Er habe sie tot aufgefunden und wolle ebenfalls sterben.