Alyssa-Prozess: Notärztin beschreibt grauenhafte Eindrücke

Cottbus/Eichwalde. Neben einem Rettungssanitäter sagte am Freitag eine Notärztin im Prozess um die ermordete Alyssa aus Eichwalde aus. Die 47-Jährige Ärztin aus Wildau wurde von der Leitstelle zu der getöteten Schülerin gerufen und war bereits informiert worden, dass das Mädchen derart schwere Verletzungen hatte, „die mit dem Leben nicht vereinbar“ seien. Obwohl die Polizei vor Ort die Ärztin davon abbringen wollte, musste sie sich selbst ein Bild machen, um den Tod festzustellen.

Betroffenheit und Trauer sind noch immer groß in Eichwalde. Bereits am Tag nach dem Verbrechen zündeten viele Menschen Kerzen in unmittelbarer Nähe des Tatorts Kerzen an. (Foto: Jörg Levermann)
Betroffenheit und Trauer sind noch immer groß in Eichwalde. Bereits am Tag nach dem Verbrechen zündeten viele Menschen Kerzen in unmittelbarer Nähe des Tatorts Kerzen an. (Foto: Jörg Levermann)

„Das Mädchen hatte erhebliche Verletzungen. Der ganze Bauch war eine Wundhöhle. Im Gesicht hatte es zahlreiche Schnittwunden“, erklärte die Ärztin und rang dabei um Fassung. So etwas habe sie bislang noch nie erlebt. Später im Rettungswagen habe ein 14-jähriger Junge gesessen, der sehr verzweifelt gewesen sei und geweint habe. Offenbar handelte es sich um Alyssas Schulfreund, der versucht hatte, ihr zu helfen. Während sie berichtete, dass der Schüler sagte, dass er unbedingt zu den Eltern wolle, um sich zu entschuldigen, dass er Alyssa nicht helfen konnte, versagte der Ärztin erneut die Stimme. Sie kämpfte mit den Tränen.

In einem weiteren Rettungswagen habe ein weiterer junger Mann mit blutverschmierten Händen gesessen. Dieser habe gesagt, dass es das Blut seiner Freundin sei und er nun sowieso beschuldigt werde, wegen der Messer. Er habe geäußert, dass er die Messer brauche, um sich zu ritzen. Dabei habe er einen völlig entspannten und ruhigen Eindruck gemacht. In Anbetracht der angespannten Situation am Tatort sei er regelrecht teilnahmslos gewesen, so die Notärztin. Während die Ärztin ihre Aussage machte, blieb Alyssas Mutter Jeannette im Gerichtssaal, konnte die Schilderungen der Ärztin nicht ertragen und weinte bitterlich. Vater Andreas versuchte sie zu trösten, zu beruhigen.

Ursprünglich waren für Freitag weitere Zeugenaussagen vorgesehen. Lediglich einer der vier geladenen Rettungssanitäter war zur Verhandlung gekommen, konnte aber nur wenig zur Situation am Tatort sagen. Allerdings bestätigte er die Aussagen bisheriger Zeugen, dass der Angeklagte ruhig war und zusammengekauert im Rettungswagen saß.

Am Montag wird der Prozess vor der Jugendstrafkammer des Landgerichts Cottbus fortgesetzt. Neben weiteren Zeugen werden auch eine Gefängnispsychologin und der Gutachter der Gerichtsmedizin zu Wort kommen. Für die Eltern wird der Termin sicher erneut eine schwere Prüfung sein. Mit dem Urteil ist erst Ende Februar zu rechnen.

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