Ośno Lubuskie: Menschen in Eichwalder Partnerstadt haben großes Interesse an der Geschichte ihrer Stadt

Das Fenster im Rathaus mit seinen Jugendstilornamenten und den alten Fenstern gehört sicher zu den Sehenswürdigkeiten von Ośno Lubuskie. Mehr über die Historie der Partnerstadt ist in der Brüschüre „Treffen mit der Geschichte“ zu finden. (Foto: Jörg Levermann)
Das Fenster im Rathaus mit seinen Jugendstilornamenten und den alten Fenstern gehört sicher zu den Sehenswürdigkeiten von Ośno Lubuskie. Mehr über die Historie der Partnerstadt ist in der Brüschüre „Treffen mit der Geschichte“ zu finden. (Foto: Jörg Levermann)

Ośno Lubuskie/Eichwalde. „Treffen mit der Geschichte“, so lautet der Titel einer neuen Broschüre, in der Robert Piotrowski, Maciej Dudziak und Daja Weiss die 760-jährige Geschichte der Eichwalder Partnerstadt Ośno Lubuskie in polnischer und deutscher Sprache dokumentierten. Im Rahmen einer Geschichtskonferenz wurde das Buch vorgestellt und über die Bedeutung der deutsch-polnischen Geschichte in der Grenzregion diskutiert.

„Das Buch zeigt, wie reich der Ort an Geschichte ist. Die Bewohner haben aktiv daran teil. Es weckt mit Sicherheit Sympathie für diese Stadt und lässt die Bewohner eine Identität zu dieser Stadt spüren“, sagte Stanisław Kosłowski, Bürgermeister der Stadt Ośno Lubuskie.

„Was unsere Geschichte war, hat einen großen Einfluss darauf, wie wir uns heute fühlen, und sie hat einen großen Einfluss auf unser heutiges Leben“, erklärte Robert Piotrowski, einer der drei Autoren. Das Buch gebe einen positiven Eindruck und eröffne einen ganz neutralen Blickwinkel darauf. Man solle vor der Geschichte keine Berührungsängste haben und sich auf sie einlassen, sich mit ihr auseinander setzen, appellierte Piotrowski an die Zuhörer beider Kommunen.

Menschen interessieren sich sehr für die Ortsgeschichte in Ośno Lubuskie

Wie stark das Interesse an der Geschichte Ośno Lubuskie bei seinen Bewohnern ist, lässt sich auch daraus ablesen, dass zahlreiche Privatpersonen eigene Fotos und Dokumente für das Buch aus ihrem Fundus zur Verfügung stellten. Noch immer sammelten die Menschen weiteres Material zur Ortsgeschichte und stellten dieses zusammen, so Piotrowski. Er forderte insbesondere auch die jüngeren Menschen auf, sich stärker mit der Historie des Ortes auseinander zu setzen. „Treffen mit der Geschichte“ verlange auch ein gewisses Engagement von jedem einzelnen, ein unverkrampftes und normales Verhältnis zur Geschichte zu entwickeln.

Wie schwierig das Verhältnis zur deutschen und polnischen Geschichte in der polnischen Grenzregion noch immer ist, zeigt sich auch daran, dass einige Bilder, die beispielsweise einen Aufmarsch der Hitlerjugend zeigten, nicht im Buch veröffentlicht wurden.

Der Kulturhistoriker und Mitautor Maciej Dudziak berichtete von weiteren Projekten der geschichtlichen Aufarbeitung und machte deutlich, wie unterschiedlich noch immer die Betrachtungsweise der Geschichte aus deutscher und polnischer Historikersicht ist. „Wir haben uns entfernt von dem nationalen Bild, um die Geschichte der Menschen vor Ort darzustellen. Wir haben ein Programm zu entwickelt, die regionale Geschichte aufzuarbeiten“, erklärte Dudziak. So sei Ośno das achte Projekt dieser Art. Allerdings sei er sich bewusst, dass nicht die gesamte Geschichte des Ortes abgebildet werden könne.

Es fehlten konkrete Namen von Persönlichkeiten der Ortsgeschichte, kritisierte ein Stadtverordneter von Ośno. Es solle damit konkreten Persönlichkeiten gedacht werden, welche die Geschichte des Ortes prägten. Er sehe die vorliegende Publikation dennoch als einen gelungenen Ausgangspunkt.

Ebenso bezeichnete Eichwaldes Ortschronist Wolfgang Flügge die Publikation als einen wichtigen Schritt. „Wir müssen die Menschen animieren, sich tiefgründig mit der Geschichte auseinander zu setzen“, so Flügge. Das sei nicht nur für die Bevölkerung in Ośno wichtig, sondern auch für die Partnerschaft beider Kommunen.

Auf Nachfrage der Eichwalder Nachrichten, warum die Zeit zwischen 1933 und 1945 sowie die Nachkriegsgeschichte in dem Buch nur in sehr geringem Umfang aufgearbeitet wurde, erklärte Bürgermeister Koslowski: „Das sind in der Tag Bestandteile der Geschichte, die man nicht ausklammern kann. Man muss das aber mit sehr großer Vorsicht angehen.

Gefördert wurde die geschichtliche Aufarbeitung der Partnerstadt durch die Europäische Union. 30 Menschen aus Verwaltung, Gemeindevertretern, Eichwalder Vereinen, der Evangelischen Kirche und der Chor Merforte nahmen an der Konferenz teil. Finanziert wurde das Treffen von der Euroregion Pro Europa Viandrina, dem Schloss Teupitz und der Stadt Ośno Lubuskie, die vor 1945 Drossen hieß.

Weitere Informationen:

  • Website zum Projekt „Begegnung mit der Geschichte“
  • ISBN: 978-83-63809-01-0