WIE-Kandidat Jenoch: „Wir wagen uns auch an kontroverse Themen heran.“

Vergangenen Dienstag stellten sich die Kandidatinnen und Kandidaten der Wähler-Initiative Eichwalde vor. (Foto: Jörg Levermann)
Vergangenen Dienstag stellten sich die Kandidatinnen und Kandidaten der Wähler-Initiative Eichwalde vor. (Foto: Jörg Levermann)

Eichwalde. Auch in Eichwalde ist die heiße Wahlkampfphase angebrochen. Bei den Wählern stoßen die Veranstaltungen der Parteien und Initiativen auf eher geringeres Interesse. So war es ein überschaubarer Kreis interessierter Menschen, der vergangene Woche Dienstag zur Informationsveranstaltung der Wähler-Initiative Eichwalde (WIE) in die Alte Feuerwache kam.

Die WIE-Kandidatinnen und Kandidaten Nina Keutel, Britta Arnold, Jörg Jenoch, Alf Hamann und André Kais stellten sich den Wählerinnen und Wählern vor. „Als wir 2003 die Wähler-Initiative Eichwalde gründeten, hatten wir nicht erwartet, dass sie so lange hält“, erzählte Jörg Jenoch. Nicht immer seien sie in ihrer politischen Arbeit in der Gemeindevertretung erfolgreich. „Aber wir wagen uns dennoch an kontrovers diskutierte Themen heran“, fügte der 49-Jährige hinzu. Eines seiner Ziele sei es, wieder mehr Sachlichkeit in Diskussion über die Querung der Bahnlinie an der Friedenstraße zu bringen. Er befürchte, dass durch so ein Bauwerk – egal ob als Tunnel oder als Brücke – noch mehr Verkehr und vor allem schwere LKW auf dem Weg nach Schönefeld anziehen würden.

Nina Keutel ist jüngste Kandidatin

Die 18-jährige Nina Keutel hat bei der WIE den sehr aussichtsreichen zweiten Listenplatz. Da die WIE in der vergangenen Legislaturperiode mit drei Mandatsträgern im Gemeindeparlament vertreten war, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie künftig als jüngste Lokalpolitikerin die Entscheidungen in diesem Gremium mit prägen wird. Den Schwerpunkt ihrer Arbeit im Gemeindeparlament sieht sie in der Jugendpolitik. Politisch engagiert hatte sich Keutel in verschiedenen Schulgremien und seit 2010 im Kinder- und Jugendparlament. „Uns Jugendlichen geht es verhältnismäßig gut in Eichwalde“, sagte sie mit Blick auf die Jugendarbeit im Ort. „Darauf sollten wir uns aber nicht ausruhen“, mahnte sie. Zwar sei jetzt der neue Jugendclub eröffnet, jedoch müsse nun darauf geachtet werden, dass dort auch gute Jugendarbeit mit attraktiven Angeboten gemacht wird. Trotz des neuen Clubs gebe es für ältere Jugendliche noch immer keinen öffentlichen Bolzplatz. Bereits vorhandene Sportmöglichkeiten, beispielsweise auf dem Schulhof der Grundschule, sollten auch außerhalb der Schulzeiten zugänglich sein. Kritisch betrachtete die junge Nachwuchspolitikerin den Umgang mit dem Kinder- und Jugendparlament (KJP) und dessen Arbeitsbedingungen. Dieser Beirat sei wenig attraktiv für junge Menschen. Die Form des KJP müsse daher dem Alter der Mitglieder entsprechend angepasst werden mit weniger bürokratischen Regelungen. Daneben habe sich auch die Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung oft als schwierig heraus gestellt.

Britta Arnold, 46 Jahre alt, ist aktiv im Gemeindeparlament seit 2008 und seit der Gründung der Initiative dabei. Thema Badewiese habe die Gemeinderatsarbeit bereichert. In den vergangenen Jahren arbeitete Arnold unter anderem im Hauptausschuss und Kultur- und Sozialausschuss mit. Die Finanzexpertin möchte vor allem mehr Transparenz erreichen und langfristig die Einnahmesituation der Gemeinde verbessern.

Der 67-jährige WIE-Kandidat Alf Hamann, 1998 nach Eichwalde gezogen, ist Wissenschaftler in Berlin. Seit Jahren setzt er sich dafür ein, dass der ungehinderte Zugang zum Zeuthener See erhalten bleibt. „Das war damals nicht selbstverständlich, denn es waren Pläne im Gespräch, die Badewiese mit einem Hotel zu bebauen.“ Mit Blick auf die Planungen der CUBUS GmbH, das Nachbargrundstück an der Lindenstraße 4 zu entwickeln, hielt er die Ängste der Anwohner vor noch mehr Lärm in den Sommernächten durchaus für berechtigt. Dennoch sei die Uferlage ein Pfund für den Ort, das unbedingt weiter entwickelt werden solle, so Hamann.

André Kais (48) lebt seit 1998 in Eichwalde. Der Vater von zwei Kindern hatte sich in der Vergangenheit für die verlässliche Halbtagsgrundschule engagiert. Eichwalde sei ein attraktiver Wohnort für Familien, insbesondere mit kleinen Kindern. Ihm gehe es vor allem um die Qualität des Unterrichtes an den Schulen und darum, dass genug Lehrer zur Verfügung stünden. Darüber hinaus stoße der Hort an seine Kapazitätsgrenzen.

Weiterer WIE-Kandidat ist Robert Bentsch. Der 1969 in Berlin geborene Familienvater lebt seit 2001 in Eichwalde. Neben der Umweltpolitik will sich der Krankenpfleger für ein besseres Miteinander junger und alter Generationen einsetzen.

Bahnübergang im Brennpunkt

Die Überquerung der Bahngleise an der Friedenstraße ist ein weiterer Brennpunkt in der politischen Debatte in Eichwalde. „Vieles spricht für eine Querung als Brücke oder Tunnel. Dann kommt die Feuerwehr viel schneller in den anderen Ortsteil“, sagte WIE-Kandidat Jörg Jenoch (48). Jenoch mahnte, in Sachen Bahnübergang nichts zu überstürzen, frühestens 2019 würden die Planungen in die konkrete Phase gehen. Man habe noch genügend Zeit über diesen schwerwiegenden Eingriff nachzudenken. Hier müsse viel mehr die überörtliche Planung stärker mit einbezogen werden. „Wir kommen nicht daran vorbei, viel tiefergehend über die interkommunale Zusammenarbeit nachzudenken“, gab er zu bedenken. Es mache keinen Sinn, dass die Eichwalder Feuerwehr auf der anderen Seite des Ortes zum Einsatz fährt, wenn die Schulzendorfer Feuerwehr womöglich viel schneller am Einsatzort sein könne. Auch auf anderer Ebene sah Jenoch großes Potenzial für eine engere Zusammenarbeit mit Nachbarkommunen. Die Gemeinde könne sich nicht viele Fachleute leisten. Für mehrere Gemeinden zusammen sei das aber möglich.

Siegesmund Kramer lobte ausdrücklich das politische Engagement der Wähler-Inititative obwohl die Gruppierung bei ihm damals Bedenken ausgelöst habe. So seien die Vertreter der WIE immer schöpferisch und kritisch gewesen und sehr wohl bewiesen, dass sie eine ernstzunehmende Bürgerbewegung seien.

Eichwalder wollen endlich den Bahnhofsumbau

Die offene Diskussion mit den wenigen anwesenden interessierten Bürgern machte deutlich, dass ihnen die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes wichtig ist, ebenso wie der Bau der neuen Unterführung unter dem Bahnhof mit dem Aufzug zum Bahnsteig. Inzwischen sind die Menschen in Eichwalde verärgert darüber, dass sie offensichtlich von der Deutschen Bahn immer wieder vertröstet worden seien. Alexander Helbig (Linke) plädierte dafür, dass die neue Gemeindevertretung in Sachen Bahnhof parteiübergreifend und notfalls auch mit öffentlichem Protest zusammen arbeiten solle. Der Vorschlag parteiübergreifend gemeinsam mit Bürgern zu protestieren stieß auch bei den WIE-Kandidaten auf Zustimmung. „Man bekommt den Eindruck, dass das Projekt systematisch von der Bahn verschleppt wird“, so Jenoch. Die Deutsche Bahn finde offensichtlich immer Wege und Möglichkeiten die Eichwalder Bürger ins leere laufen zu lassen.

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