Erotische Literatur polarisierte das Publikum in Wildau

Die Veranstaltungsreihe „Interessante Persönlichkeiten zu Gast in Wildau“, zu der  Bürgermeister Uwe Malich seit einigen Jahren regelmäßig einlädt, erfreute sich bisher großer Beliebtheit. Der Auftritt der Vorlesegruppe „Boudoirfunk“ hingegen polarisierte das Publikum. Christian Dederke schildert seine Eindrücke für die Eichwalder Nachrichten. 

Der Auftritt des Vorleseduos von „Boudoirfunk“ kam nicht bei allen im Publikum gut an. (Foto: Christian Dederke)
Der Auftritt des Vorleseduos von „Boudoirfunk“ kam nicht bei allen im Publikum gut an. (Foto: Christian Dederke)

Wildau. Erstarrte Gesichter, Blicke die sich schamhaft auf den Boden richten, auch amüsierte Blicke sind zu beobachten und Gesichtszüge die sagen: „Wann ist die Veranstaltung endlich vorbei?“ Alles Eindrücke, die in den Gesichtern vom Publikum abzulesen sind. Was ist passiert in der Talkrunde am vergangenen Donnerstag im Wildorado in Wildau, wie kam es, dass Gäste so polarisieren?

Auslöser für die unterschiedlichen Reaktionen war die Vorlesungsgruppe „Boudoirfunk“, die am Donnerstagabend in der Reihe „Interessante Persönlichkeiten zu Gast in Wildau – Der Bürgermeister lädt ein“ zu Gast waren. Die Künstler Alba Novak und Krischan von Schoeninger trugen verschiedene Aspekte aus der erotischen Weltliteratur vor – von eher derb-frivol bis sinnlich-verführerisch. „Die Veranstaltung dient zur Einstimmung auf die Zeit der langen Winterabende“, sagte Bürgermeister Dr. Uwe Malich zu Beginn der Veranstaltung noch und ahnte vielleicht schon, nicht ganz den Geschmack des Publikums zu treffen.

Wurde der literarische Abend noch mit einer augenzwinkernden erotischen Geschichte eingeleitet, was auch den Zuschauern ein Lächeln oder Schmunzeln entlockte, so brachte das Künstlerduo im weiteren Verlauf einige Anwesende an den Rand ihrer moralischen Empfindungen. Die Vorlesenden hatten die Stimmung des Publikums sicher wahrgenommen, was sie aber mehr motivierte als hemmte. „Eine gute Darbietung abliefern oder mit wehenden Fahnen untergehen“, so lautet das Motto von „Boudoirfunk“. Kampfgeist den man benötigt, bei dem Urteil der Zuschauer an diesem Abend. So waren Äußerungen zu hören: „Ich dachte, es geht mehr in die humoristische Richtung, es war teilweise zu deftig“, bis hin zu: „Die Kunst der Doppeldeutigkeit blitzt nur an manchen Stellen auf.“ Hier liegt der Knackpunkt – das Publikum wusste nicht was sie erwartete, waren nicht vorbereitet in welche Richtung sich der Abend bewegt. Andererseits wussten auch die Künstler nicht welches Publikum sie an diesem Abend vorfinden werden. Krischan von Schoeninger sagt dazu: „Das war heute schwer. Die Leute die sonst zu unseren Veranstaltungen kommen wissen, was sie erwartet. Wir haben heute einen Querschnitt aus unseren verschiedenen Programmen aufgeführt, das von derb bis soft geht. Wir hätten unser Programm auch sanfter gestalten können, was vielleicht mehr den Geschmack des Publikums getroffen hätte.“

„Boudoirfunk“ wurde im Jahre 2011 als Vorlesegruppe für erotische Literatur von Alba Novak, Odetta von Kovcegboj, Alexandre Abendrodt und Krischan von Schoeninger gegründet. Die abwechselnd als Solokünstler, bis hin als Quartett, mit ihrem Programm deutschlandweit auftreten. Unter den Besuchern war auch der Kreistagsabgeordnete Joachim Kolberg (CDU) und er sagte deutlich: „Das ist nicht mein Niveau, ich bin nicht verklemmt, aber das ist für mich keine Kunst“, lobt aber den Bürgermeister für seine Entscheidung: „Der Bürgermeister hat Mut, um auch mal etwas anderes auszuprobieren.“

Bürgermeister Uwe Malich steht hinter seiner Entscheidung: „Ich habe lange überlegt die Vorlesungsgruppe einzuladen, aber ich wollte mal einen anderen Weg einschlagen, etwas ausprobieren.“ Malich möchte auch in Zukunft neue Pfade mit seiner Talkrunde gehen, im Gespräch ist auch eine musikalische Veranstaltung. Im nächsten Jahr wird der Bürgermeistertalk zunächst mit einem Berliner Schauspieler als Gast fortgesetzt.

Zum Ende des Abends gab es aber auch lobende Worte der Gäste für „Boudoirfunk“. „Das ist für uns Dank genug und wir kommen auch gerne wieder“, sagt abschließend die Künstlerin Alba Novak. Eins steht aber fest, für die nächsten Tage gibt es in Wildau genug Gesprächsstoff.