Alte Glasmalerei findet Weg zurück in Kirche Teupitz

Teupitz. Am Reformationstag, passend zum Lutherjahr und dem Jubiläum „500 Jahre Reformation“, wurde die Glasmalerei den Besuchern der Heilig-Geist-Kirche mit vollem Stolz präsentiert. Die über 400 Jahre alte Glasmalerei war seit 1982 verschollen, wo war sie all die lange Zeit?

Heinrich Krause und Pfarrer Nico Steffen (v.l.) vor der Vitrine mit der Glasscheibe. (Foto: Christian Dederke)

Das die Scheibe wieder an seinem alten Platz ist, verdanken die Teupitzer Heinrich Krause. Einen Einwohner der leidenschaftlich nach der Scheibe recherchierte und sich auf die Suche begab. „In der Hoffnung, dass diese Scheibe nicht wieder verloren geht, findet sie an diesem 500jährigen Reformationsjubiläum ihren Weg wieder in die Teupitzer Kirche“, erzählt er. Nico Steffen, Pfarrer von Teupitz, ist sichtlich erfreut über die Rückkehr dieses Schatzes: „Stellvertretend für die Kirchengemeinde bedanke ich mich bei Heinrich Krause für sein Arrangement.“ Die Glasmalerei befand sich bis 1842 in der Gruft der Kirche. Dieses Gewölbe wurde 1857 zur Sakristei umgewandelt. Fontane erwähnt die kleine Scheibe nach einer Besichtigung der Kirche am 21. Juni 1862. Er schrieb: „Der gegenwärtige Geistliche hat nur mit Mühe eine kleine Glasmalerei gerettet, die dem Anscheine nach, einen von der Kanzlei predigenden Mönch darstellt.“ Fontane bedauerte, dass nach einer Restaurierung des Gotteshauses so wenig Spuren aus der Geschichte der Schenken erhalten geblieben sind.

Besucher schauen sich interessiert die für lange Zeit verschollene Glasscheibe an. (Foto: Christian Dederke)

1977, bei Aufräumarbeiten zur späteren Renovierung der Kirche fand Pastor Klarssohn die Glasmalerei unter der Treppe zum Dachboden zwischen allerlei Glasresten. Der Pastor stellte den Fund seinen Kirchenältesten vor. Im Jahr 1982 wurde bei der Erneuerung der Fenster im Ostgiebel durch den Architekt Zawadski, in Zusammenarbeit mit der Kunstglasereifirma Hackebeil, auch diese Glasmalerei übergeben. Die Pastoren wechselten und die Scheibe geriet in Vergessenheit. Auf der Suche nach der Scheibe begab sich bereits 1998 Karl Heinz Hofmeister. Der damalige Ortschronist machte einen Aufruf mit einem alten Foto in dieser Zeitung. Auch Heinrich Krause blieb hartnäckig: „Ich ließ die Sache nicht auf sich beruhen, auch nach mehreren vergeblichen Anstößen bei ehemaligen Kirchenältesten und der hiesigen Pastoren.“ Im Oktober vergangenen Jahres fand der Teupitzer die Firma Hackebeil bei Dresden. „Ich bin ohne Voranmeldung einfach losgefahren und wollte schauen was passiert“, berichtet Heinrich Krause und ergänzt: „In einem Nebengebäude fanden der Chef der Kunstglaserei und ich die Scheibe in einem alten Schreibtisch im dritten Fach.“ Die Glasmalerei kam wieder ans Licht! Nur leider wurde sie damals zerstört und musste restauriert werden.

Die historische Glasscheibe von Teupitz. (Foto: Christian Dederke)

Der talentierteste Geselle der Kunstglaserei Hackebeil probierte sich an der Scheibe aus und konnteviele Teile der historischen Glasscheibe zusammenfügen. Problematisch war, dass einzelne Glasstücke verloren blieben oder nicht zu retten waren. Diese Einzelstücke wurden durch einfache Scheiben ersetzt. Die Glasscheibe selbst stammt aus dem Jahre 1580. Am oberen Rand der Glasmalerei befand sich eine Inschrift: „Thomas Cernitius“. In ihrem jetzigen Zustand kann man leider nur noch „Thomas Cer“ lesen. Thomas Cernitius lebte zur Zeit der Reformation und war von 1546 bis 1599 der zweite Lutherische Prediger in Teupitz. Zudem unterschrieb er auch das Konkordienbuch. Das Konkordienbuch beinhaltet eine vollständige Sammlung der sogenannten symbolischen Bücher der lutherischen Kirche. Diese beziehen sich auf Eigenarten und Unterschiede zu anderen christlichen Gruppierungen. Auf der Glasmalerei selbst ist ein predigender Pastor vor seiner Gemeinde zu sehen. Die Glasscheibe ist jetzt in einer Vitrine, gesponsert von der Dresdner Kunstglaserei, im Eingangsbereich der Teupitzer Kirche untergebracht und für jeden Besucher zu bestaunen.

Die Teupitzer vermissen noch weitere historische Gegenstände. Die Kirche hat den Verlust von mehreren Leuchten durch Kriegswirren und Diebstahl zu beklagen. Die Vereine der Stadt vermissen wiederum traditionelle Fahnen aus der Vergangenheit. Es gibt also noch viel zu forschen und zu entdecken!