Arbeitsgemeinschaft sucht Investoren für Wohnen mit mehreren Generationen

Eichwalde. Fast ein Drittel der Menschen in Eichwalde sind 60 Jahre oder älter. Daran gemessen kamen am vergangenen Donnerstag nur wenige dieser Altersgruppe zum Seniorenforum in die Alte Feuerwache. Der Seniorenbeirat hatte dazu eingeladen, über neue Wohnformen zu diskutieren und darüber, wie altersgerechter Wohnraum in Eichwalde geschaffen werden könnte.

Sigrid Henße: „Wir wünschen uns Wohnen mit mehreren Generationen unter einem Dach.“

„Wir brauchen einen Investor für die möglichen Standorte für seniorengerechte Wohnungen Am Graben oder in der Waldstraße“, erklärte Sigrid Henße von der Arbeitsgemeinschaft Wohnen und leben im Alter.

Zwar habe man in der Vergangenheit einen Investor dafür gewinnen können, ein Haus für mehrere Generationen zu errichten, jedoch sei dieser wieder abgesprungen. Es sei außerordentlich schwierig, Investoren zu finden, weil diese Projekte nur sehr klein seien. Die größte Herausforderung sei die Bezahlbarkeit für die künftigen Mieter. „Wir wünschen uns Wohnen mit mehreren Generationen unter einem Dach. Die Lage am Graben ist ideal, weil alles für die tägliche Versorgung in der Nähe vorhanden ist“, sagte die Ärztin und Ernährungsberaterin. Dabei seien altengerechte Wohnungen ebenso ansprechend für Familien mit kleinen Kindern. Denn sie böten mehr Bewegungsfreiraum. Vor allem sei die Interaktion von jüngeren Familien mit älteren Menschen ein großer Gewinn. Um selbst Fördermittel beantragen zu können, hat die Arbeitsgemeinschaft einen Verein gegründet. „Natürlich haben wir auch versucht, die Finanzierung selbst in die Hand zu nehmen, beispielsweise mit einem Genossenschaftsmodell“, sagte Henße. Allerdings sei kaum jemand von den älteren Eichwaldern bereit gewesen, eigenes Kapital zu investieren.

Ingrid Witzsche: „95 Prozent der Wohnungen sind nicht barrierefrei“

Ingrid Witzsche von der Akademie 2. Lebenshälfte erläuterte die verschiedenen Formen seniorengerechten Wohnens. (Foto: Jörg Levermann)
Ingrid Witzsche von der Akademie 2. Lebenshälfte erläuterte die verschiedenen Formen seniorengerechten Wohnens. (Foto: Jörg Levermann)

Ingrid Witzsche von der Akademie 2. Lebenshälfte brachte nüchterne Fakten in die Diskussion. „95 Prozent der Wohnungen und Häuser im Bestand sind nicht barrierefrei“, sagte sie. „Dabei leben rund 93 Prozent der über Sechzigjährigen in der eigenen Wohnung, und 68 Prozent der Pflegebedürftigen werden zuhause versorgt“, fügte sie hinzu. Dabei müsse die Wohnung an die Bedürfnisse angepasst sein. Gute Beispiele dafür gebe es in Strausberg, Fürstenwalde, Neuhardenberg und Beeskow. Dort gebe es Mietshäuser von Wohnungsgenossenschaften und weitere Vermieter, die entsprechend modernisierten Wohnraum geschaffen haben. Ein weiteres Modell seien Wohngemeinschaften mehrerer Senioren, beispielsweise in Zeuthen. Bei Bedarf könne auch ein Pflegedienst beauftragt werden. In solchen Häusern oder Wohnungen lebten acht bis zwölf Pflegebedürftige Menschen. Ihre Angehörigen seien oft eng in die Betreuung mit eingebunden. Während in Berlin Haus- und Baugemeinschaften weit verbreitet seien, seien diese in Brandenburg kaum zu finden.

Kein Geld von der Gemeinde für Mehrgenerationenhaus

Eine klare Absage gab Bürgermeister Speer hinsichtlich des Wunsches, als Gemeinde selbst in die Rolle eines Investors zu schlüpfen. „Wir können als Gemeinde aus finanziellen Erwägungen nicht selber bauen. Allerdings können wir bei der Realisierung solcher Projekte helfen“, erklärte der Kommunalpolitiker. Problematisch sei vor allem die Siedlungsbeschränkung durch die Nähe zum neuen Flughafen Schönefeld. Mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) sei man im engen Kontakt, um das Wohnen mit mehreren Generationen an der Tschaikowskistraße zu realisieren. Noch im Herbst wolle die AWO den Plattenbau der alten Geodäsieschule abtragen lassen. Derzeit sei der finanzielle Spielraum der AWO recht eng, wodurch es zu Verzögerungen kommen könne.

Im Umfeld des neuen Flughafens sei ein neues Ärztehaus geplant, erläuterte Speer. Das habe einen direkten Einfluss darauf, ob sich weitere Fachärzte in Eichwalde niederlassen könnten. Denn die Kassenärztliche Vereinigung habe strenge Regeln, in welchem geografischen Umfeld sich weitere Ärzte niederlassen dürften. Er setze sich aber dafür ein, dass hier eine Ausnahmeregelung geschaffen werden sollte.

Die meisten Unfälle mit tödlichen Folgen passieren in der eigenen Wohnung

Peter Springer, Mitglied im Seniorenbeirat, machte in einem Kurzvortrag auf die Unfallgefahren aufmerksam, die in der eigenen Wohnung lauern. „Im Jahr 2009 sind an den Folgen durch Stürze im eigenen Haushalt mehr als 5.000 Senioren zu Tode gekommen“, sagte er. Während die Zahl der Verkehrsopfer sinke, steige die Zahl tödlicher Unfälle im Haushalt kontinuierlich an. Dabei seien die Gefahrenquellen mit einfachen Mitteln zu beseitigen. Beispielsweise könnten mit rutschhemmenden Belägen auf Treppen oder im Badezimmer Gefahrenquellen entschärft werden.

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