Das Harmonium dominierte

Reichlich Technik hatte der RBB mitgebracht für die Aufzeichnung des Orgelkonzerts. (Foto: Burkhard Fritz)
Reichlich Technik hatte der RBB mitgebracht für die Aufzeichnung des Orgelkonzerts. (Foto: Burkhard Fritz)

Eichwalde. Der RBB hatte dieses Orgelkonzert mit Stefan Engels aus Leipzig am vergangenen Freitag im Rahmen des Brandenburger Orgelmonats veranstaltet. Die Parabrahm-Orgel in der Eichwalder evangelischen Kirche ist eines von vier in diesem Konzertrahmen ausgewählten Instrumente. Mit großem technischen Aufwand war die Rundfunkaufzeichnung vorbereitet worden. Im Mittelpunkt des Konzerts stand der die meiste Zeit seines Lebens in Leipzig lebende, dort wirkende und 1933 auch ebendort gestorbene Komponist Sigfrid Karg-Elert. Man hatte im Konzert den Eindruck, dass der Komponist seine Stücke der Eichwalder Parabrahm auf den Leib geschrieben hatte. Durch das eingebaute Harmonium, welches das Instrument aus dem Jahr 1908 so einmalig und besonders macht, bietet es dem Interpreten vielfältigste Gestaltungsmöglichkeiten.

Engels zeigte gleich im ersten Stück, der Improvisation für Orgel über den Choral „Näher mein Gott zu dir“, die ganze Spannbreite der Parabrahm – vom zartesten Pianissimo bis zum kraftvollen Fortissimo. Ganz ungewöhnlich klang das Bach’sche Air, hier in der Bearbeitung für Orgel von Karg-Elert gespielt. Ganz harmonisch könnte man die Interpretation nennen, denn Engels spielte hier das Harmonium voll aus.

Engels legte den Schwerpunkt des Klangspektrums auf die Harmonium-Klänge der Parabrahm-Orgel. (Foto: Burkhard Fritz)
Engels legte den Schwerpunkt des Klangspektrums auf die Harmonium-Klänge der Parabrahm-Orgel. (Foto: Burkhard Fritz)

Der RBB-Moderator des Abends Claus Fischer brachte es auf den Punkt: „Am meisten beeindruckt mich das Pianissimo an der Parabrahm-Orgel“. Tatsächlich hörte man selten in einem Eichwalder Konzert so viele leise Töne. Nach dem letzten Konzert vor einer Woche ein wahrer Wohlklang! In seiner Moderation stellte Fischer jedes Stück vor, erklärte auch den eigenartigen Namen Parabrahm: „Das Wort stammt aus dem Sanskrit und bedeutet soviel wie höchste künstlerische und geistige Vollendung.“ Natürlich wurde auch der Organist Stefan Engels vorgestellt, der in Leipzig an der Hochschule für Musik und Theater quasi der Nachfolger Karg-Elerts ist. Derzeit spielt er das Gesamtwerk des lange Zeit viel zu wenig beachteten Komponisten und Musikers auf CD ein.

Als Engels zum Ende hin aus den Choral-Improvisationen Op. 65 „Lobe der Herren“, den mächtigen König spielte, entlockte der der Orgel zärtlichste Flötentöne, fast einem Vogelgezwitscher gleich. Es ist geradezu ein Muss, Karg-Elters Orgel-Improvisation über „Nun danket alle Gott“ zu spielen. Auf der Eichwalder Parabrahm lässt man dafür am besten alle Register drücken und alle Schweller öffnen. So war dies ein kräftiger aber auch nachhaltiger Abschluss eines sehr romantischen und vielseitigen Orgelkonzerts. übrigens war es das 45. seit der Restaurierung durch die Orgelwerkstatt Christian Scheffler vor elf Jahren. Der Orgelbaumeister ließ es sich nicht nehmen, vor dem Konzert zweimal nach Eichwalde zu kommen, um das 105 Jahre alte Instrument nachzusehen und zu stimmen.

Für diejenigen, die das Konzert in der Kirche verpasst haben, gibt es noch eine Chance: Am 1. Dezember 2013 sendet der RBB das Konzert abends im Radio.
(Buschek)