KiTa-Qualität: Mittelmaß auch in Eichwalde?

Nur wenige Interessierte kamen zur Podiumsdiskussion über die pädagogische Qualität von KiTa-Einrichtungen in die Alte Feuerwache. (Foto: Jörg Levermann)
Nur wenige Interessierte kamen zur Podiumsdiskussion über die pädagogische Qualität von KiTa-Einrichtungen in die Alte Feuerwache. (Foto: Jörg Levermann)

Eichwalde. Wie es um die Qualität gestellt ist bei der Früherziehung der Jüngsten in Kindertagesstätten war das zentrale Thema einer Podiumsdiskussion am Dienstag Abend in der Alten Feuerwache. Dazu eingeladen hatte die Landtagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen. Im Publikum saßen am Dienstag Abend hauptsächlich Erzieherinnen und ein Erzieher von Tageseinrichtungen für unter Dreijährige. Die für Kinderbetreuung zuständigen Mitarbeiter der Verwaltung und Gemeindevertreter glänzten mit Abwesenheit, mit einer Ausnahme – Birgitt Klunk (Grüne). Dabei wären die harten Fakten, die Prof. Dr. Wolfgang Tietze (TU Berlin) aus der aktuellen Nubbek-Studie präsentierte, sicher auch für die lokale Politik interessant gewesen. Dass 80 Prozent der Betreuungseinrichtungen nur eine mittlere pädagogische Qualität aufweisen, ist ein wesentliches Ergebnis der bundesweiten Erhebung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit. Mehr als zehn Prozent zeichnen sich durch schlechte, weniger als zehn Prozent durch eine gute Qualität aus.

KiTa-Qualität im Fokus der Wissenschaft

In der Erhebung untersuchten die Wissenschaftler rund 2.000 zwei- bis vierjährige Kinder und ihre Familien sowie 500 Kindergärten, Krippen und Einrichtungen der Kindertagespflege, mit altersgemischten sowie altersgleichen Gruppen.

Ein wichtiger Aspekt der Studie war die so genannte Prozessqualität. Dabei wurde unter anderem beobachtet, wie das KiTa-Personal mit den Sprösslingen kommuniziert. Tietze machte das an einem Beispiel deutlich: Er demonstrierte, wie Erzieherinnen mit Kindern ins Gespräch kommen und dabei entweder passiv agierten oder das Kind in ein intensives Gespräch verwickelten. Aber auch Faktoren wie der Personalschlüssel, die Größe der Gruppen, der Zeitrahmen, den die Erzieher für die Vor- und Nachbereitung hätten, beeinflussten die Prozessqualität zu 25 bis 50 Prozent, erläuterte der Wissenschaftler. Über den Personalschlüssel legten somit Fachpolitiker auch indirekt die pädagogischen Prozesse fest, leitete Tietze aus den Ergebnissen der Studie ab. Darüber hinaus sah er ein großes Potenzial in der Fortbildung der Erzieherinnen und Erzieher. Dabei müsse vor allem das gesamte Team in die Schulungen einbezogen werden.

Qualität im Kindergarten hat Einfluss auf sprachliche Entwicklung

„Investitionen in die Jüngsten bringt die größte Rendite“, erklärte Tietze mit Blick auf den volkswirtschaftlichen Einfluss der frühkindlichen Erziehung und fügte hinzu: „Die Qualitätsunterschiede bewirken bei Kindern einen Entwicklungsunterschied von bis zu ein Jahr.“ So habe zum Beispiel die Qualität in KiTa-Einrichtungen einen direkten Einfluss auf die sprachliche Entwicklung, die soziale Kompetenz und auf die späteren Leistungen in der Schule am Ende der zweiten Klasse, so Experte. Das werde aber auch durch andere Studien deutlich.

Bei guter Qualität in der frühkindlichen Erziehung ließe sich der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss von 16 auf zehn Prozent senken. Eine Langzeitstudie aus den sechziger Jahren belege, dass Kinder, welche qualitativ bessere Kindergärten besuchten, seltener vom Schulbeginn zurückgestellt würden und weniger häufig eine Klasse wiederholen müssten. Ferner sei beobachtet worden, dass diese Kinder als Erwachsene seltener von der Wohlfahrt abhängig seien, über höheres Einkommen verfügten und somit bessere Steuerzahler seien. „Wenn wir den Wohlstand im Land erhalten wollen, müssen wir in die Bildung der Kinder investieren“, appellierte Tietze an Politiker und Bürger gleichermaßen.

Paritätischer Landesverband fordert Qualitätsoffensive

Dass die Qualität der Kinderbetreuung im Land und im Landkreis Dahme-Spreewald gesteigert werden muss, darüber waren sich die geladenen Experten im Podium im Verlauf der Diskussion einig.

Eine große Qualitätsoffensive mit allen Verantwortlichen aus den Kommunen, dem Land und dem Bund forderte Bettina Stobbe, Referentin für Kinderbetreuung, Bildung und Familie im Paritätischen Landesverband Brandenburg. Vor allem müsse der Personalschlüssel verbessert und Fachkräfte besser fortgebildet werden.

„Kürzlich haben wir dazu einen Antrag zum Qualitätsmonitoring in den Landtag eingebracht. Dieser ist aber abgelehnt worden“, bedauerte Marie Luise von Halem (Grüne). „Ich finde es aber außerordentlich wichtig, dass auch auf Ebene der Gemeindevertretung darüber diskutiert wird“, appellierte  von Halem auch an die Gemeindevertreter in Eichwalde.

Kritisch betrachtete Carsten Saß (CDU), Sozialdezernent des Landkreises Dahme-Spreewald, die große Streuung von 25 bis 50 Prozent, die einen Einfluss auf die Qualität hätten. Dies bedeute auch, dass etwa zur Hälfte weitere Faktoren die Qualität beeinflussten, so Saß. Er bezweifelte, dass mit einem besseren Personalschlüssel eine signifikante Verbesserung erzielt werden könne. Ein Monitoring, also die pädagogische Qualität in Kindertagesstätten im Landkreis unter die Lupe zu nehmen, sah der Sozialdezernent als schwierig umsetzbar an. Er verwies aber darauf, dass seit dem Jahr 2008 vom Landkreis Mittel für die Praxisberatung in Kindertageseinrichtungen bereit gestellt worden seien, diese aber von den Kommunen kaum in Anspruch genommen worden seien.

In Eichwalde wurde bislang die pädagogische Qualität von Kindertagesstätten noch nicht unter die Lupe genommen. Das bestätigte Gemeindevertreterin Klunk (Grüne) auf Nachfrage der Eichwalder Nachrichten. Allerdings sei ein KiTa-Konzept den kommunalen Einrichtungen vorgestellt worden, so Klunk.

Eine Kurzfassung (PDF) mit den Ergebnissen aus der Nubbek-Studie für das Land Brandenburg haben die Grünen veröffentlicht.