Schulzendorfer wollen nur wenige Flüchtlinge aufnehmen

Schulzendorf. Auch die zweite Veranstaltung des Runden Tisches konnte am Sonnabend in der Schulzendorfer Mehrzweckhalle keinen klaren Empfehlungsbeschluss fassen, ob die Gemeinde Schulzendorf das alte Rathaus samt Grundstück dem Landkreis Dahme-Spreewald für die Unterbringung von Flüchtlingen und Asylbewerbern zur Verfügung stellen soll. Ebenso wollten die Sprecher von Vereinen, der Verwaltung, Kita, Schule und Hort sich nicht festlegen, wie viele Menschen die Unterkunft gegebenenfalls ein Dach über dem Kopf bieten sollte.

Rund 3.000 Quadratmeter groß ist das Gelände des alten Rathauses an der Otto-Krienstraße 29 in Schulzendorf. Der Landkreis Dahme-Spreewald möchte hier in einer Gemeinschaftsunterkunft 80 bis 120 Asylbewerber und Flüchtlinge unterbringen. (Foto: Jörg Levermann)
Rund 3.000 Quadratmeter groß ist das Gelände des alten Rathauses an der Otto-Krienstraße 29 in Schulzendorf. Der Landkreis Dahme-Spreewald möchte hier in einer Gemeinschaftsunterkunft 80 bis 120 Asylbewerber und Flüchtlinge unterbringen. (Foto: Jörg Levermann)

Neu war bei der Diskussionsrunde, dass auch Anwohner der Otto-Krien-Straße am Runden Tisch saßen und die Bürgerinnen und Bürger im Publikum sich an der Debatte in der Bürgerfragestunde beteiligen konnten. Ursprünglich sollte auch ein Vertreter des Landkreises über die Pläne und Vorstellungen informieren. Dieser habe jedoch kurzfristig abgesagt, erklärte enttäuscht Thomas von Salm-Hoogstraeten (CDU), der die Versammlung moderierte. Darüber waren die Delegierten am Runden Tisch ebenso frustriert wie das Publikum.

Schulzendorfer sind gespalten

Die Schulzendorfer scheinen inzwischen zutiefst gespalten zu sein in der Frage, ob und wie Flüchtlinge im Ort untergebracht werden sollen. Zumindest war das am Applaus abzuschätzen, der je nach vertretener Meinung mal lauter mal leiser war. Mehrmals thematisierten die Bürger ihre Ängste vor steigender Kriminalität durch den Zuzug von Flüchtlingen und Asylbewerbern und ernteten dafür Zustimmung von Mitbürgern im Publikum.

„Wir reden doch von Menschen. Was mir auffällt ist, dass hier eine große Bereitschaft herrscht, diese Menschen zu kriminalisieren. Das größte Sicherheitskonzept wäre doch, hier eine Willkommenskultur zu gründen. Das würde diesen Leuten helfen“, erklärte eine Bürgerin. Einige Schulzendorfer im Publikum quittierten das mit ironischen und gehässigen Kommentaren, gerade so laut, dass es die Bürgerin vermutlich nicht hören konnte.

Schulzendorfer wollen nicht mehr als 50 Menschen ein Dach über dem Kopf geben

Dennoch scheint sich ein Trend abzuzeichnen, maximal 50 oder deutlich weniger Flüchtlingen und Asylbewerbern in Schulzendorf ein Dach über dem Kopf zu bieten. So erklärte Isabelle Kittler, Anwohnerin der Otto-Krien-Straße 29, man solle nur für drei bis vier Familien das alte Rathaus ausbauen. „Ich möchte hier keine Massenunterkunft, denn die Menschen sind traumatisiert, so dass kleinste Konflikte schnell eskalieren“, erklärte die Anwohnerin, die als Sachbearbeiterin in Berlin viel mit Asylbewerbern zu tun hat. Weitere Anwohner sprachen sich ebenfalls für die Unterbringung von maximal 50 Menschen im alten Rathaus aus. Je weniger es seien, um so besser ließen sie sich integrieren.

Der Landkreis Dahme-Spreewald muss in diesem Jahr voraussichtlich insgesamt 2.400 Flüchtlinge und Asylsuchende in Gemeinschaftsunterkünften unterbringen und gerät damit immer stärker unter Druck. Ihm gehen schlichtweg die Möglichkeiten aus. Daher hatte er sich an die Städte und Gemeinden bereits Anfang des Jahres gewandt, so auch an die Gemeinde Schulzendorf, ob sie das alte Rathaus mit Grundstück für etwa 40 Personen dem Kreis zur Verfügung stellen könnte. Inzwischen ist aber der Bedarf auf 80 bis 120 Personen gestiegen, die in Schulzendorf für die Dauer des Anerkennungsverfahrens ein Dach über dem Kopf bekommen könnten.

Offenbar stellen bereits 80 bis 120 Flüchtlinge und Asylbewerber für die rund 7.700 Schulzendorfer ein Problem dar. Das sind zwischen einem und 1,6 Prozent der Bevölkerung im Ort. Und genau das ist das Dilemma: Eine Gemeinschaftsunterkunft lässt sich wirtschaftlich erst ab 80 Personen betreiben. Zudem hat der Landkreis ein großes Interesse daran, die Kosten für die Unterkunft niedrig zu halten.