Offener Brief: Betriebsräte der Berliner Flughäfen wehren sich gegen „Flugroutenhysterie“

Offener Brief der Betriebsräte der Berliner Flughäfen.
Offener Brief der Betriebsräte der Berliner Flughäfen.

Region (pm). In einem Offenen Brief fordern die Betriebsräte eine Abkehr von der „Flugroutenhysterie“ und die Rückkehr zur sachlichen Diskussion um die umstrittenen Flugrouten am neuen Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI/BER)

 

 

Offener Brief:

Flugroutendiskussion: Ja!

Flughafenhysterie: Nein Danke!

Die Betriebsräte und die Jugend- und Auszubildendenvertreter der Flughafen Berlin-Schönefeld GmbH und der Berliner Flughafengesellschaft mbH (Berliner Flughäfen) begrüßen, dass seit der gestrigen (4.7.2011, Anm. d. Red.) Präsentation durch die Deutsche Flugsicherung DFS klar ist, auf welchen Routen die Flugzeuge in Zukunft am neuen Flughafen Berlin Brandenburg starten und landen werden. Wir hoffen auf einen Schlussstrich unter eine Diskussion, die wir zuletzt mit großem Unverständnis verfolgt haben.

Der Flughafen BER ist nicht nur für uns Mitarbeiter der Flughafengesellschaft, sondern für die gesamte Region das wichtigste Zukunftsprojekt. Allein bei der Flughafengesellschaft sind 1.500 Personen beschäftigt. Insgesamt arbeiten auf den Flughäfen Schönefeld und Tegel knapp 18.000 Mitarbeiter, und mit dem BER werden es noch mehr: Ab 2012 wird der BER mit etwa 20.000 direkt Beschäftigten die größte Arbeitsstätte der Region sein. Das ist noch nicht alles: Durch die Berliner Flughäfen werden weitere Arbeitsplätze in der Region gesichert und geschaffen. Der BER schafft 40.000 neue Arbeitsplätze. Experten gehen von einem Gesamtbeschäftigungseffekt von 73.000 Arbeitsplätzen aus.

Die Arbeit im Umfeld Luftfahrt ist für uns etwas ganz Besonderes. Viele Kolleginnen und Kollegen arbeiten zu nachtschlafender Zeit und im kräftezehrenden Schichtbetrieb. Auch schultern viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter derzeit eine Doppelbelastung – „normale“ Arbeit auf den Bestandsflughäfen und Vorbereitung auf den neuen Airport. Das alles macht uns nichts aus, denn wir Flughafenmitarbeiter haben „Kerosin im Blut“. Wir freuen uns darüber, dass wir mit unserer Arbeit die internationale Erreichbarkeit der deutschen Hauptstadtregion Stück für Stück verbessern.

Damit alle Mitarbeiter/-innen beider Flughafengesellschaften sich auch am BER wiederfinden, also dort ihren sicheren Arbeitsplatz haben werden, waren die Arbeitnehmervertreter in monatelangen Verhandlungen dabei, sehr gute Vereinbarungen zu erarbeiten für einen „TransFair BBI“ ohne soziale Härten! Das ist uns gelungen und wird uns positiv zum BER und darüber hinaus begleiten.

Wir würden uns sehr wundern, wenn nach der gestrigen abschließenden Sitzung der Fluglärmkommission auch weiterhin schrille Töne und große Emotionen oftmals ohne Sachgrund zu vernehmen sind. Alle, die jetzt noch lautstark protestieren, fordern wir auf, Folgendes zu bedenken:

  • Wer gegen den Flughafen protestiert, ist gegen eine wettbewerbsfähige Region. Die Folgen, wenn der BER nicht wie geplant und gebaut in Betrieb gehen würde: Arbeitsplatzrückgang, sinkendes Lohnniveau, Abwanderung von Firmen und qualifizierten Arbeitnehmern.
  • Wer gegen den Flughafen protestiert, gefährdet die Arbeits- und Ausbildungschancen seiner, unserer Kinder und Enkel.
  • Wer gegen den Flughafen protestiert, nimmt in Kauf, dass der Status Quo festgeschrieben würde: Also weiterhin Flugverkehr in Tegel mitten in der Stadt statt großflächiger Entlastung der Region vom Fluglärm durch die Schließung der innerstädtischen Flughäfen.
  • Wir alle wohnen in Berlin und Brandenburg und freuen uns über das internationale Interesse an unserer Region. Wo so viele Menschen in der deutschen Hauptstadtregion eng zusammenwohnen, muss jeder für ein gutes Miteinander eine gewisse Lärmtoleranz mitbringen.
  • Wir beobachten, dass einige längst nicht mehr sachlich argumentieren, sondern Belastungen unsozial verschieben wollen.
  • Vor wenigen Jahren wurde in der Region noch die provinzielle Anbindung an die internationalen Verkehrswege kritisiert – heute wird ein Regionalflughafen gefordert. Diese Forderung katapultiert unsere Region zurück zur Strukturschwäche, die wir gerade überwinden und wirft uns sowohl im deutschlandweiten als auch im internationalen Wettbewerb der Regionen zurück.
  • Die Entscheidung für Schönefeld ist vor 15 Jahren, 1996, gefallen. 2006 ist der Ausbau in letzter Instanz vom Bundesverwaltungsgericht genehmigt worden. Vorher gab es die Möglichkeit, in monatelangen Anhörungen seine Einwände einzubringen.
  • Nach unserer Einschätzung liegt mit den Vorschlägen der DFS von gestern ein tragfähiger Flugroutenkompromiss auf dem Tisch. Mit dem Bau und der Inbetriebnahme des Flughafens selbst kann das Flugroutenthema nichts zu tun haben: Die Möglichkeit zu parallelen Starts und zu Flügen in den Randzeiten sowie der Aufbau von Drehkreuzstrukturen sind keinesfalls verhandelbar.

Wir haben solange den politischen Verhandlungen zugesehen, solange gehofft und um Arbeitsplätze gebangt. Nun soll aus TXL und SXF endlich BER werden!

Für uns, die Flughafenmitarbeiter ist der BER unser neuer, zukunftsfähiger Arbeitsplatz und für die Region das wichtigste Zukunftsprojekt. Deshalb sagen wir: Schluss mit der Flughafenhysterie!

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