Bürgerverband fordert sofortigen Baustopp am BBI – neues Gutachten

Schönefeld. Die Hoffnungen, durch geschickte Planung von Flugrouten Fluglärmentlastungen im nennenswerten Umfang sicherzustellen, sollten schnellstens aufgegeben werden, erklärte Astrid Bothe, Vorsitzende des Bürgervereins Brandenburg-Berlin (BVBB), gestern in einer Pressemitteilung. Diese Schlussfolgerung ziehe der BVBB aus den von der Deutschen Flugsicherung (DFS) auf der Sitzung der Fluglärmkommission am Montag (17.01.2011) vorgetragenen Positionen und aus einem neuen Gutachten von Flughafenplaner Dieter Faulenbach da Costa. Die Schutzgemeinschaft der Umlandgemeinden und der BVBB hatten es im Juni 2010 in Auftrag gegeben. Die Diskussion um die geplanten Flugrouten und die nach BVBB-Einschätzung sichtbare Hilflosigkeit der Fluglärmkommission belegten darüber hinaus, dass es keine akzeptable Lösung für das Fluglärmproblem um den Standort Schönefeld gäbe.

Faulenbach da Costa stelle fest, dass alle untersuchten Möglichkeiten der Routenführung und -belegung nur dann zu einer nachhaltigen Entlastung – insbesondere im Nahbereich des BBI führen können – wenn die von ihm vorgeschlagenen aktiven Maßnahmen umgesetzt würden. Der Experte hatte dazu in einem früheren Gutachten Möglichkeiten aufgezeigt, wie durch geschicktere Nutzung der Pisten, durch steileren Anflug, durch versetzte Landeschwellen und geknickter Anflug von Westen her der Lärm für die Menschen in der Region reduziert werden könnte. Diese Vorschläge würden in Ludwigsfelde, Großbeeren, Blankenfelde-Mahlow, Schönefeld, Berlin, Neu- Zittau/Gosen, Schulzendorf und Eichwalde Entlastungen bringen. Allerdings werde Rangsdorf (+4.400 Einwohner) mit Fluglärm in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch käme insgesamt bei Nutzung aller vorgeschlagenen Maßnahmen eine Nettoentlastung für 52.000 Einwohner zustande. Der Flughafen-Experte schränkte allerdings ein, dass die Entlastungen nur dann gegenüber den Annahmen der Planfeststellung eintrete, wenn gleichzeitig die Flughafenkapazität auf maximal 360.000 Flugbewegungen jährlich begrenzt werde. Gäbe es mehr Flugbewegungen, so würden die Entlastungseffekte dadurch wieder zunichte gemacht. „Den großen Wurf gibt es nicht“, so der Gutachter. Jede Maßnahme der Flugroutenbelegung auf der Abflugseite führe zwangsläufig zu Konsequenzen auf der Anflugseite.

Da Faulenbach da Costa sich bei der Erstellung seines Gutachtens nur an die Vorgaben des gerichtlich bestätigten Teils des Planfeststellungsbeschlusses halten sollte, käme er bezogen auf die Lärmbelastung im näheren Umfeld des Flughafens zu einem Schluss, den Weg der Absiedlung zu beschreiten. Denn, eine Entlastungen im Nahbereich gäbe es praktisch nicht. Nur so könne die Raumverträglichkeit des Flughafenstandorts verbessert und die Zukunftsfähigkeit des Flughafens und der Region gesichert werden. Ein hierzu notwendiges Programm kalkulierte er mit einer Größenordnung von 3,4 Milliarden Euro. Die Kosten der Absiedlung seien aber in jedem Fall größer als jeden, die für den BBI investiert werden müssten.

Der BVBB sieht sich demnach in seiner Forderung nach einem Baustopp und der Aufgabe des Standorts Schönefeld bestätigt. Er halte es für höchst problematisch Tausende von Einwohnern, zum Schutz ihrer Gesundheit, zwischen Diedersdorf/Blankenfelde Mahlow und Berlin-Müggelheim zu vertreiben und irgendwo neu anzusiedeln. Dies um den Preis, dass es beim Fluglärm für alle anderen Regionen bleibe, die durch die An- und Abflüge betroffen sind.

Die nun von Wowereit (SPD) und Platzeck (SPD) selbst eingestandene politische Fehlentscheidung für den BBI am Standort Schönefeld müsse sofort korrigiert werden, fordert der BVBB in seiner Presseerklärung. Er forderte darin alle Bürgerinitiativen auf, die Diskussionen um Flugrouten aufzugeben und für eine neue Standortentscheidung zu kämpfen. In der zweiten Hälfte Februar werde der BVBB ein Nachnutzungskonzept für die bereits errichtete Infrastruktur in Schönefeld, einschließlich eines BBI-Neubaus in Sperenberg, öffentlich machen. (jl)

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