Fluglärmkommission: Neue Flugroute bringt möglicherweise Entlastung für Zeuthen

Schönefeld. Kathrin Schneider, Vorsitzende der Fluglärmkommission, und Rainer Bretschneider, Staatssekretär des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft des Landes Brandenburg, informierten im direkten Anschluss an die nicht öffentliche Sitzung der Fluglärmkommission gestern (17.1.2011) Vertreter von Bürgerinitiativen und Medien über den Sachstand der geplanten Flugrouten am neuen Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI). Die Fluglärmkommission hatte nach der Sitzung im Dezember 2010 16 verschiedene Routenvorschläge an die Deutsche Flugsicherung (DFS) zur Prüfung weiter geleitet.

Vertreter von Bürgerinitiativen und Medien informierten sich gestern über Verhandlungen der Fluglärmkommission. (Foto: Jörg Levermann)
Vertreter von Bürgerinitiativen und Medien informierten sich gestern über Verhandlungen der Fluglärmkommission. (Foto: Jörg Levermann)

Am unabhängigen Parallelbetrieb auf beiden Start- und Landebahnen wolle man festhalten, erklärte Hans Niebergall, Leiter der Berliner DFS-Niederlassung. Nach internationalen Richtlinien müssten die Kurslinien der Flugzeuge nach dem Abheben von beiden Startbahnen um mindestens 15° voneinander abweichen. Die flüssige Abwinklung des Flugverkehrs stehe bei der Planung der Routen im Vordergrund.

Kathrin Schneider erklärte: „Welche Flugrouten für die Lärmoptimierungen letztendlich festgelegt werden, steht noch gar nicht fest. Ein Abknicken und auch der parallele Flugbetrieb auf beiden Pisten muss nicht zwangsläufig zu mehr, sondern könnte auch zu deutlichen Entlastungen im Fluglärm führen.“ Die Fluglärmkommission habe nun beschlossen, genauer prüfen zu lassen, die Routen bei Starts Richtung Westen auf der nördlichen und auf der südlichen Startbahn jeweils um 7,5° voneinander abweichen zu lassen, um so die südlichen Berliner Bezirke zu entlasten. Genaue Berechnungen durch die DFS sollten hierzu nähere Angaben über die Zahl der vom Fluglärm Betroffenen ergeben. Der Landeanflug werde geradeaus erfolgen. Dies sei auch für die Anflüge in östlicher Richtung geplant. Hier wolle man mehrere Varianten durch die DFS prüfen lassen. Die Flugrouten auf der nördlichen Piste könnten um 15° nach Norden abgeknickt werden. Alternativ dazu könnte aber auch bei Starts auf der südlichen Bahn ein Schwenk um 15° nach Süden erfolgen. Ebenso sollte eine scharfe Kurve noch vor Zeuthen große Entlastung für die Menschen bringen. Eine weitere Möglichkeit sei der weitere Geradeausflug Richtung Osten und ein späteres Abknicken nach Süden. Alle Varianten sollten durch die DFS im Detail berechnet und die Ergebnisse und zur nächsten Sitzung der Kommission am 14. Februar vorgelegt werden.

Das Gremium ist in der Vergangenheit immer wieder in die öffentliche Kritik geraten, da es hinter verschlossenen Türen unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagt. Von Bürgerinitiativen wurde immer wieder gefordert, die Ergebnisse und Ideen, über die beraten wird, auf einer Internetseite transparent zu machen. Offensichtlich scheint man nun diesem Wunsch entgegen kommen zu wollen. „Zwar gibt es Argumente für und auch gegen mehr Öffentlichkeit“, sagte Schneider, jedoch wolle man künftig im Internet die Protokolle und Unterlagen zu den Anträgen der Öffentlichkeit bereit stellen. Auf welcher Internetplattform dies konkret geschehen soll, wurde noch nicht bekannt gegeben. „Die Deutsche Flugsicherung hat heute zugesagt, die alle vorgeschlagenen Flugrouten mit Daten belegen zu können, aus denen hervor geht, wie viele Menschen von Lärm bei welcher Route betroffen sind“, erklärte die Vorsitzende.

DFS-Leiter Niebergall sicherte indes zu, einen finalen Entwurf zum November 2011 der Fluglärmkommission vorlegen zu können und betonte erneut, dass der unabhängige Flugbetrieb zwingend notwendig sei. Für jede Route wolle die DFS zwei bis drei Alternativen vorlegen. Zunächst wolle man die Abflüge und danach die Anflüge planen. Eine Bürgerinitiative kritisierte, die für die Planung verwendete Software NIROS (Noise Impact Reduction and Optimisation System) sei nicht immer geeignet. Niebergall erklärte dazu: „Die Software NIROS gibt uns eine absolute Rechtssicherheit.“ Allerdings verwende man für die Planungen auch weitere Programme. Gerüchten, wonach Anflugrouten auf den Flughafen Schönefeld bereits heute geändert worden seien, um Menschen an Lärm zu gewöhnen, erteilte er eine klare Absage.

Wie auch immer die Planungen der An- und Abflüge im Detail abgeschlossen werden, bevor der erste Flieger vom neuen BBI abhebt, eines ist sicher: Die Flugrouten werden nie so bleiben, wie sie ursprünglich geplant werden. „Die Flugrouten unterliegen häufiger Änderungen und werden an den Bedarf angepasst“, sagte Niebergall. Bis 2009 seien beispielsweise Sichtanflüge auf den Flughafen Schönefeld üblich gewesen. Dies habe man aber aufgrund von Beschwerden geändert.